Schusswaffenangriff am Bondi Beach: Islamistisches Motiv erhärtet sich
Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Feier am Bondi Beach in Sydney hat sich der Verdacht auf ein islamistisches Motiv erhärtet. Die mutmaßlichen Täter seien offenbar Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Australiens Premierminister Anthony Albanese am Dienstag im Sender ABC. Die Verdächtigen waren im November in die Philippinen gereist, um die von islamistischen Unruhen geprägte Region Mindanao zu besuchen, wie die philippinischen Behörden bestätigten.
Es habe den Anschein, dass der Schusswaffenangriff vom Sonntagabend "durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war", sagte Albanese. Dafür sprechen auch Erkenntnisse der Polizei: Die Beamten stellten in einem von den beiden Schützen benutzten Fahrzeug in Strandnähe zwei selbstgemachte IS-Flaggen und Sprengstoff sicher.
Bei den beiden mutmaßlichen Attentätern handelt es sich laut australischer Polizei um Vater und Sohn. Der 50-jährige Sajid Akram war vor 27 Jahren auf der Suche nach Arbeit aus Indien nach Australien eingewandert, wie die Polizei des indischen Bundesstaates Telangana bestätigte. Er habe die indische Staatsbürgerschaft und sei in seiner Heimat nicht polizeibekannt. Akram habe den derzeit vorliegenden Informationen zufolge nur wenig Kontakt zu seiner Familie in Hyderabad, der Hauptstadt von Telangana, gehabt. Diese habe angegeben, nichts über seine Radikalisierung zu wissen.
Akrams 24-jähriger Sohn Naveed Akram hat den australischen Behörden zufolge die australische Staatsbürgerschaft. Vater und Sohn hielten sich den philippinischen Behörden zufolge vor Kurzem auf den Philippinen auf. Sie seien am 1. November "gemeinsam aus Sydney in die Philippinen eingereist", sagte die Sprecherin der Einwanderungsbehörde, Dana Sandoval, der Nachrichtenagentur AFP.
Beide hätten die Provinz Davao als Zielort angegeben und das Land am 28. November 2025 mit einem Anschlussflug von dort nach Manila mit dem Ziel Sydney wieder verlassen. In der von Unruhen geprägten philippinischen Region Mindanao, in der Davao liegt, kommt es seit Jahrzehnten immer wieder zu islamistischen Anschlägen auf Busse, katholische Kirchen und öffentliche Märkte. Von der Regierung unterstützte Sicherheitskräfte kämpfen dort seit langem gegen die mit dem IS in Verbindung stehenden Islamistengruppen Maute und Abu Sayyaf.
Australischen Medien zufolge untersuchen die Behörden nun, ob die Verdächtigen in den Philippinen Islamisten trafen. Albanese zufolge war Naveed Akram 2019 wegen Kontakten zum IS in Sydney ins Visier des Geheimdienstes geraten. "Sie haben ihn befragt, sie haben seine Familienangehörigen befragt, sie haben Menschen aus seinem Umfeld befragt", sagte der Premier. Akram sei aber nicht als unmittelbare Bedrohung eingestuft worden.
Naveed Akram wurde bei dem Polizeieinsatz am Bondi Beach schwer verletzt und liegt unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus im Koma. Sein Vater wurde von der Polizei erschossen.
Die beiden Angreifer hatten am Sonntagabend am Bondi Beach 15 Menschen erschossen. Sie feuerten gezielt auf eine Menge von mehr als tausend Menschen, die sich unter freiem Himmel zum Anzünden der ersten Kerze am jüdischen Lichterfest Chanukka versammelt hatten, darunter viele Familien.
Unter den Opfern waren auch die zehnjährige Matilda und der 87-Jährige Holocaust-Überlebende Alex Kleytman. Kleytmans Frau überlebte den Angriff. Als die Schüsse fielen, habe ihr Mann hinter ihr gestanden, sagte Larisa Kleytman der Zeitung "The Australian".
Matilda wird von ihrer Familie als "glückliches" Kind beschrieben. Die Zehnjährige wurde demnach vor den Augen ihrer jüngeren Schwester von den Schüssen der Angreifer getroffen und starb kurz darauf im Krankenhaus. Matildas sechsjährige Schwester habe den Angriff hautnah miterlebt, sagte die Tante der Mädchen, Lina Chernkyh, im australischen Sender Channel Seven. "Sie hat alles gesehen. Sie ist sehr aufgewühlt und weint."
Zu den weiteren Opfern gehört der 62-jährige Reuven Morrison. Er wurde bei dem Versuch getötet, einen Ziegelstein auf einen der schwerbewaffneten Angreifer zu werfen.
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